Nach Lumen kehrt Jasmine Morand mit einem choreografischen Solo von und für Fabio Bergamaschi zurück. An unseren Planeten gebunden, können wir uns seiner Beschleunigung und Anziehungskraft nicht entziehen. Geschwindigkeit, Schwerkraft und irgendwo in der Mitte der Körper, der fällt, kämpft, neu beginnt. Zugleich im Raum schwebend und mehr schlecht als recht auf der Erde kriechend, wie ein Magnet angezogen von ihrem Zentrum, das kein Aufatmen zulässt, ist der Mensch frei und unterjocht zugleich. Auf der Bühne ist alles – das Gewicht des Körpers, die Reibung der Luft – Hindernis und zugleich Verbündeter. Doch gehen reicht nicht mehr aus. Man muss tanzen.
"Im Rennen bleiben…
Die Schnittstelle zwischen Vertikalität und Horizontalität, welche Körper und Sinne bis ins Tiefste teilt.
Luft als Materie, Luft als Atem, Luft als Liebkosung, die dieses zersprengte Wesen hält und stützt. Der inmitten des Raums schwebende Körper ist Äther, verdichtet sich, ist aber bereits geformt, geprägt durch seine Flugbahn. Ein freier Fall, der ihn mitreisst und ihm eine Beschleunigung von 9,81 m.s-2 aufnötigt. Auf diese Weise der Vergangenheit entzogen und einer Zukunft ohne Erlösung entledigt, wird der Geist lebendig und fordert die Rechtmässigkeit seines eigenen Laufs ein. Der tanzende Körper, der sich immer schneller bewegt und der Zeit trotzt, gibt sich einem letzten Siegesgesang hin und steigt zu seiner eigenen Endlichkeit empor."
Jasmine Morand
Die Geschwindigkeitsrausch beflügelt das Solo ARIA: Schwung und Atem, die der Bewegung verliehen werden, Streben nach Beschleunigung, nach Überwindung der Zeit. Doch das Motto des «immer schneller», das Motto des Champions, um vor allen anderen die Ziellinie zu überqueren und dafür gefeiert zu werden, ist tief verwurzelt und beängstigend zugleich. Nichts zählt ausser gewinnen. Alles andere ordnet sich dem unter, betonte Ayrton Senna. Die Geschwindigkeit wird so zur Religion für jenen, der mittels ihr sein Streben definiert, sei sie ein Durchbruch zum Äussersten, eine heroische Illusion oder ein Kampf gegen die Zeit, gegen sich selbst … jedem sein eigener Lauf.
Le mercredi, 11 mai, à la suite de ce spectacle vous pourrez également assister à la performance de la Cie Linga : TRISKELION devant le bâtiment de Nuithonie. Durée 20 minutes / entrée libre