Ging es beim Stück «Frau Müller muss weg» (TiF, 2016) noch um die Probleme überehrgeiziger Eltern von Grundschulkindern am Übergang zum Gymnasium, so setzt «Wunschkinder» beim nächsten, womöglich entscheidenderen Lebensabschnitt ein: Der gut behütete Nachwuchs hat, wenn auch mit Ach und Krach, das Abitur in der Tasche und soll endlich auf eigenen Füssen stehen. Doch was, wenn der Sprössling vor der plötzlichen Freiheit und Verantwortung zurückscheut und gar nichts tut? Wenn er sich ungeniert im Hotel Mama ausruht, bis alle mit ihrer Geduld fast am Ende sind?
Vor diesem Problem stehen Bettine und Gerd zu Beginn des Stücks mit ihrem Sohn Marc. Und dann ist da auf der anderen Seite das energische Mädchen Selma. Von ihrer alleinerziehenden Mutter Heidrun gerade so über die Runden gebracht, musste sie viel zu schnell selbst Verantwortung übernehmen, weil die psychisch labile Heidrun mit dem Leben nicht zurechtkommt. Doch gerade als Selma allen Widrigkeiten zum Trotz ihren eigenen Weg zu finden beginnt, trifft sie Marc – und seine überfürsorglichen Eltern – und wird vom Leben wieder aus der Bahn geworfen.
Das sind die Grundkonflikte, um die sich «Wunschkinder» dreht. Figuren, die direkt aus dem Leben gegriffen sind, und Dialoge, die ohne Umschweife ans Eingemachte gehen, garantieren einen ebenso unterhaltsamen wie nachdenklich stimmenden Theaterabend.
Sarah Nemitz und Lutz Hübner sind als Autorenduo seit 2001 tätig. Ihre Stücke, für die sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, wurden vielfach übersetzt und in der ganzen Welt gespielt. Der Regisseur Volker Hesse ist mit seinen Inszenierungen u.a. im Zürcher Theater am Neumarkt, am Berliner Maxim-Gorki-Theater und auch hier in Freiburg bekannt und hochgelobt. Manche werden sich noch an seine Inszenierung von «Licht im Dunkel» (2014) über das Leben der Helen Keller erinnern.
Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
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Bilder: Wunschkinder Ensemble © Tom Philippi