Der Bauernsohn Peer Gynt wächst ohne Vater in ärmlichen Verhältnissen auf. Von seiner Mutter wird er überbehütet und verhätschelt, vor ihr verklärt er seine nichtsnutzigen Aktionen als Heldentaten. Auf der Suche nach der eigenen Identität versucht er der ärmlichen Realität zu entfliehen, indem er sich in seiner Phantasie eine lügenhafte Welt aufbaut: Er glaubt sich zu Höherem berufen. Auf einer Dorfhochzeit entführt er die Braut, verliebt sich in Solveig, stürzt sich in der Fremde in Abenteuer und treibt sich mit Trollen und Dämonen herum. Die Trolle stellen ihm die entscheidende Frage: Wie bewahrt der Mensch seine Persönlichkeit, ohne zum Egoisten zu verkommen?
In Zukunft will er ein nützliches Glied der Gesellschaft werden, steigt vom Waldarbeiter in der Heimat zum bedeutenden Reeder, Waffen- und Sklavenhändler in der Neuen Welt auf. Er erwirbt märchenhaften Rechtum, um doch alles wieder zu verlieren und zuletzt im Irrenhaus zu landen. Als vereinsamter, ver–armter alter Mann kehrt er in seine Heimat zurück. Der Egoist Peer steht am Ende seines Lebens vor einem Scherbenhaufen. Nur Solveig hat auf ihn gewartet, sie ist glücklich über seine Heimkehr, kann ihn jedoch nicht mehr sehen.
Im Bild der Zwiebel reflektiert er das eigene Ich: Er vergleicht sein Leben mit den Schalen einer Zwiebel. Am Ende muss er erkennen, dass weder die Zwiebel noch sein Leben einen wahren Kern besitzen. Dieser Mangel an Identität lässt Ibsens Hauptfigur zu einem modernen Helden werden.
Mit Peer Gynt hat Henrik Ibsen ein Stück Weltliteratur über die Kraft der Phantasie geschrieben, die genauso beflügelnd wie selbstzerstörerisch sein kann. Es gehört zu den meist inszenierten Bühnenstücken des Autors. TOBS bringt unter der Regie von Katharina Rupp diese Geschichte eines modernen Sinnsuchers als märchenhaftes, bilderreiches und musikalisches Spektakel auf die Bühne.
Theater Orchester Biel Solothurn
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Bild: Peer Gynt und die schwarzen Vögel. Holzrelief von Oddvin Parr. Peer Gynt Gallerie Hellesylt, Norwegen © peergyntgalleriet.no